Das Filmkollektiv präsentiert: Kasachisches Partisanenkino
Vor
30 Jahren am 26. Dezember 1991 wurde die Sowjetunion in 15
unabhängige Staaten aufgelöst, darunter die 5 Länder
Zentralasiens. Dies nimmt das Filmkollektiv zum Anlass, um auf die
Entwicklungen im kasachischen Kino zu blicken und stellt eine wenig
bekannte Underground Bewegung ins Zentrum einer Filmreihe.
2014
veröffentlichte eine Gruppe kasachischer Filmemacher ein Manifest
mit dem Titel „Partisanen Kino“, erschienen auf der Seite des
Verlags für alternative russischsprachige Literatur „Likbez“.
Der Initiator der Bewegung Adilkhan Yerzhanov ist heute kein
Unbekannter mehr. Sein jüngster Film eröffnete das letzte GoEast
Filmfestival und war auch Kasachstans Einreichung für den
diesjährigen Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Zu den
sieben Unterzeichnern des Manifests zählten Filmemacher ebenso wie
Produzenten und Filmeditoren mit unterschiedlich viel Erfahrung. In
expliziter Anlehnung an die British New Wave der 1950er und 1960er
Jahre, fordern die Filmemacher nach inhaltlichen wie ästhetischen
neuen Wegen im kasachischen Film: „Wir haben die bourgeoisen
Melodramen satt, welche das Antlitz des Fests während der Pest
tragen. Wir wollen einfache Filme – ehrlich, mutig, ohne Angst
unangemessen und unmodisch zu erscheinen.“ Ihr Vorwurf richtet sich
gegen die staatlichen kasachische Filmproduktionsgesellschaft
Kazakhfilm, die den Großteil der kasachischen Filme unterstützt und
deren Förderung – so die Unterzeichner - zu einer thematischen
Stagnation des kasachischen Films und seiner Entfernung von den für
ihr Publikum relevanten Themen und der tatsächlichen sozialen
Realität führe. Die Filmemacher schlagen deshalb eine völlige
Ablehnung der Filmförderung vor und formulieren drei Grundregeln für
ihre zukünftigen Filme: 1. Kein Budget, 2. Sozialer Realismus, 3.
Neue Formen.
Nach
der Erscheinung des Manifests entstehen fünf Filme, die sich selbst
explizit der Bewegung zurechnen. Die zumeist wortkargen Produktionen
orientieren sich stilistisch am europäischen Autoren- und Genrekino
und versuchen, aus den geringen Mitteln eine ästhetische Innovation
zu machen. Thematisch behandeln die Filme vornehmlich Themen wie
Korruption, Bestechung und Entfremdung.
Den
Auftakt des Programms bilden zwei mittellange Sozialdramen – der
erste und der dritte Film der Partisanen: TOLL BAR von Zhassulan
Poshanov, öffnet den symbolischen Schlagbaum und lässt die
Schicksale von zwei jungen Männern aus unterschiedlichen
gesellschaftlichen Schichten kreuzen. SVIDETEL‘ DELA NO 6 von Serik
Abishev befasst sich mit Straffreiheit. Der Sohn eines reichen
Geschäftsmannes verursacht darin betrunken einen Unfall, bei dem
drei Menschen ums Leben kommen, und versucht sich das Schweigen der
Zeugen zu erkaufen. Korruption und Korrumpierbarkeit bilden auch das
analytische Zentrum von Adilkhan Yerzhanov CHUMA V AULE KARATAS,
welches formal avantgardistische Stilmittel mit denjenigen des
Horrorfilms vermischt. Der neue Bürgermeister kommt in ein
abgelegenes Dorf, in dem die Einwohner an der Pest sterben, während
die Machthaber das Geld für Impfstoffe in die eigene Tasche stecken.
Angesichts der alltäglichen Ungerechtigkeit und Unverlässlichkeit
des Gesetzes greift der Protagonist von GRIAZ BOLSHOGO GORODA von
Nariman Turebayev zur Selbstjustiz, nachdem seine Frau vom Sohn des
Ministers überfahren wird. Die geringe Finanzierung und damit
einhergehend die schwierigen Lichtbedingungen nutzt der Filmemacher,
um eine „film noireske“ Stimmung zu kreieren. Turebaev gehört
nicht zur Unterzeichner-Gruppe des Manifestes, schließt sich jedoch
mit seinem Film der Bewegung an. Gleiches gilt für den letzten sich
der Bewegung zurechnenden Film THE ELEVATOR von Nurtas Adambayev. Ein
älterer Wachmann und ein junger Geschäftsmann stecken drei Tage
lang in einem Aufzug fest und versuchen sich gegenseitig die
Richtigkeit ihrer jeweiligen Lebensprinzipien zu beweisen. Ergänzt
wird das Programm von Adilkhan Yerzhanovs eigenwilliger Mockumentary
THE STORY OF KAZAKH CINEMA. Der Film entstand für die Filmreihe „The
Power of Asian Cinema" im Auftrag des Busan Film Festival. Diese
beauftragten junge Talente aus Kasachstan, Südkorea, Indien, China,
Japan und Singapur, die Filmgeschichte ihres Landes im Film zu
erzählen. In seinem Beitrag zeigt Yerzhanov sich selbst eingesperrt
in den Gängen der Kazakhfilm. Beim Versuch die Filmstudios zu
verlassen, trifft er lokale Filmschaffende und tauscht mit ihnen
Gedanken zum kasachischen Film aus.
Gerahmt
wird das Programm von Videobegrüßungen und Einführungen der
Filmemacher.
Die Reihe wurde kuratiert von Svetlana Svyatskaya.
Die Filmreihe entsteht mit Unterstützung der Association of Development and Promotion of Kazakhstan Films.
Alle Filme sind in russischer Sprache mit englischen Untertiteln zu sehen.
Die Reihe wurde kuratiert von Svetlana Svyatskaya.
Die Filmreihe entsteht mit Unterstützung der Association of Development and Promotion of Kazakhstan Films.
Alle Filme sind in russischer Sprache mit englischen Untertiteln zu sehen.