Plakat-Perlen - Filmforum Höchst

Filmforum Höchst
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Plakat-Perlen

ALLES ANDERE ZEIGT DIE ZEIT

Seit 1990 ist der Dokumentarfilmer Andreas Voigt mit seinen Filmen regelmäßiger Gast im Filmforum Höchst. Die ersten Filme Alfred und Leipzig im Herbst zeigte das Filmforum in der Reihe „Blicke aus Ost und West – die DDR im Film“ gleich nach der Maueröffnung. Seither ist der Dokumentarist der „kleinen Leute“ aus dem Programm des Filmforums nicht mehr wegzudenken.
In seiner bekannten Leipzig-Reihe verfolgte Voigt von 1986 zunächst bis 1997 verschiedene Protagonist*innen in Leipzig auf ihrem Lebensweg und zeichnete die soziale und politische Situation gerade in dieser bewegenden Umbruchszeit subtil nach: Er rekonstruierte in Alfred (1986) das Leben eines einfachen Arbeiters in der DDR, verfolgte mit seinem Kameramann Sebastian Richter die Montagsdemonstrationen in Leipzig im Herbst (1989), begleitete ein Jahr lang in Letztes Jahr Titanic (1990) fünf Protagonist*innen auf ihrem Weg in ein neues System, setzte sich mit der linken und rechten Jugendszene in Glaube Liebe Hoffnung (1994) auseinander und besuchte seine Protagonist*innen dann zehn Jahre später in Grosse Weite Welt (1997).

Mit dem Film Alles andere zeigt die Zeit von 2015 wird aus der Pentalogie eine Hexalogie und Andreas Voigt spannt anhand der drei Protagonist*innen Isabel, Jenny und Sven, die zur Wendezeit Jugendliche waren, einen Bogen von 25 Jahren deutsch-deutscher Geschichte zu seinem ersten Leipzigfilm…
…und ist nach 25 Jahren im Herbst 2015 auch gleich damit zur Premiere im Filmforum zu Gast!

Sein neuster Film Grenzland ist nun im Lockdownherbst auf dem Leipziger 63. Dokfilmfestival uraufgeführt worden.
Wir sind gespannt und freuen uns darauf – wenn Kino wieder möglich ist - einen weiteren Film von – und vielleicht auch zu Gast mit – Andreas Voigt im Filmforum zu zeigen!

 
BRAZIL

Es war einmal … eine Reihe des Filmforums – Das FilmforumTeam präsentiert – wobei sich Teamkolleg*innen eines persönlich wichtigen Films annahmen und dem Publikum vorstellten. Genau im Februar 2010 zeigten wir in diesem Rahmen Brazil bei uns im Kino und waren allesamt begeistert. In seiner Aktualität hat der Film um nichts eingebüßt und möchte daher gerne in die Reihe der Filmplakatperlen eingefädelt werden.
Terry Gilliams – auch als Teil der Monty Python Gruppe bekannt – eröffnet in seinem Film Brazil aus dem Jahr 1985 eine Zukunftsvision, die aktueller kaum sein kann: Ein Staatsapparat wird zum Bürokratiemonster und verzehrt seine Bürger*innen im wahrsten Sinne des Wortes. Ein bürokratischer Fehler führt zum Opfer eines Unschuldigen. Der kleine Angestellte Sam Lowry (Jonathan Pryce) muss sich um die Auszahlung der Entschädigung an die Hinterbliebenen kümmern. Dabei trifft er auf seine große Liebe Jill Layton (Kim Greist), die ihm bereits in seinen Träumen begegnet ist. Da sie einer terroristischen Organisation angehört, begibt sich Sam mitten hinein die Sphären der Illegalität und damit in die Fänge der staatlichen Verfolgungsjagd. Gilliams Kultfilm ist alles gleichzeitig: In einer gigantischen Bilderflut paart sich eine wunderbare Slapstickkomödie mit dystopischer Science-Fiction, bei der es vor Filmzitaten wimmelt und keiner so recht weiß, wie einem geschieht und wie die einzelnen Bilder eigentlich zu interpretieren sind. Und alles ist bereits angelegt, womit wir aktuell zu tun haben: der kontrollierende Überwachungsstaat, die überbordende Bürokratie, die alles zerfressende Umweltverschmutzung und Menschen, die nebeneinander herleben.

COMRADES IN DREAMS - LEINWANDFIEBER

Ein Film, der die Liebe zum Kino selbst thematisiert und zeigt, was Menschen bereit sind, dafür zu geben. Ein Film über die universelle Notwendigkeit, sich mit Geschichten auseinanderzusetzen. Ein Film über die Kinomacher*innen dieser Welt und über die Leidenschaft, die hinter dieser Arbeit steht!
Uli Gaulke hat in seinem Dokumentarfilm Kinos in aller Welt besucht und stellt uns Kinomacher*innen in Burkina Faso, Indien, Nordkorea und den USA vor: Anup fährt mit seinem Zeltkino durch Indien - jeden Abend ist bei ihm ausverkauft. Die Filmrollen nimmt er zur Segnung mit in den Tempel. Das Zeltkino hat er von seinem Vater geerbt, der lange versucht hat, den Sohn vom Virus Kino fernzuhalten. Han Yong-Sil in Nordkorea bedient den Projektor in einer Veranstaltungshalle der Kooperative in Chongsan-Ri für die Landarbeiter*innen. Film ist hierzulande immer auch neben dem Vergnügen etwas Propaganda und kann sich schon mal um Bewässerungsanlagen drehen. Han Yong-Sil ist sich sicher, dass die Filme ihr als Weggefährten wichtiger als jeder Mann sind. Die drei Freunde Lassane, Luc und Zakaria in Burkina Faso verbringen wesentlich mehr Zeit mit ihrem kleinen Open Air Kino in Ouagadougou als mit den Familien zu Hause: auf drei Mofas holen sie die Filmrollen ab und locken kurz vor Vorführungsbeginn noch potentielle Zuschauer*innen ins Kino. Penny in Wyoming USA hat von ihrem Bruder das Kino „The Flick“ übernommen, dass äußerlich einer großen Scheune gleicht. Im kleinen Städtchen Big Piney sitzt nahezu jede*r, die/der am Wochenende ein Date hat, bei Penny im Kino.
Ein Film, der in der Tradition von einer Reihe von Filmen steht, die das Kino als Ort des Films ehren: Interessanterweise zeigten wir genau vor dreizehn Jahren, im März 2008, ein Programm zum Thema mit den Filmen COMRADES IN DREAMS – Leinwandfieber, D 2006 von Uli Gaulke, EL VIENTO SE LLEÓ LO QUE – DAS LETZTE KINO DER WELT Argentinien 1998 von Alejandro Agresti und dem Klassiker Cinema Paradiso, It/Fr 1988 von Giuseppe Tornatore. Auch Tornatore erzählt die Geschichte eines leidenschaftlichen Filmvorführers (Philippe Noiret) in einem kleinen sizilianischen Provinzkino beginnend in den 1940er Jahren und Rio Pico, ein total kinoverrücktes Dorf ohne Radio und Fernsehen, steht im Mittelpunkt des argentinischen Films EL VIENTO SE LLEÓ LO QUE – DAS LETZTE KINO DER WELT.
So hoffen und bangen auch wir doch derzeit alle, dass dieser unser Lebensinhalt und die Leidenschaft von so einigen unter uns erhalten bleiben möge! Welche Filme, die das Kino als wesentlichen Ort zelebrieren, kommen Ihnen noch in den Sinn? Gerne melden Sie sich bei uns unter filmforum.vhs@stadt-frankfurt.de
        
THE DREAMERS – DIE TRÄUMER
I 2003 - Regie: Bernardo Bertolucci. Buch: Gilbert Adair, nach seinem Roman. Kamera: Fabio Cianchetti. Schnitt: Jacopo Quadri. Mit: Michael Pitt, Louis Garrel, Eva Green, Robin Renucci, Anna Chancellor, Jean-Pierre Léaud -
114 Minuten.

Wir umschiffen die Strenge der alphabetischen Reihenfolge und nutzen das D, um mit der Bedeutung des Artikels zu spielen: Bernardo Bertoluccis Film Die Träumer hat sich als neue Plakat-Perle aufgedrängt und will nun also gezeigt werden.
Ein Film der Filmzitate, ein Film der die Cinephilie im Allgemeinen zum Lebenselixier erhebt und die Zeit der Nouvelle Vague im ganz Speziellen. Bertolucci führt uns in die gute alte Zeit der 1968er nach Paris mitten hinein in die Studentenunruhen und lässt uns durch die intensive Freundschaft der Geschwister Isabelle und Theo mit dem jungen Amerikaner Matthew – den sie just während der Demonstration gegen die Schließung der Cinémathèque kennenlernen – ein Leben für den Film atmen. Die drei jungen Menschen leben quasi mit der Filmgeschichte – alles dreht sich darum, Filmszenen nachzustellen, Filmzitate zum Besten zu geben und wesentliche ästhetische Theorien zu diskutieren. Ganz gefangen im Spiel mit sich selbst zieht es die drei immer tiefer in die gemeinsam imaginierte Welt zurück, sie bleiben auch räumlich kammerspielgleich wie in Der letzte Tango in Paris zurückgezogen in der geschwisterlichen Wohnung – bis ein Steinwurf durchs Fenster sie in die Realität der Maiunruhen zurückholt.
Wenngleich der Handlungsebene nicht viel mehr zuzufügen ist und dem älteren Bertolucci von den Medien ein gewisser Voyeurismus aufgrund der sexualisierten Szenen zugesprochen wurde, so schafft doch die im Film übermittelte Stimmung der 68er Revolte mit dessen implizierter Freizügigkeit und vor allem mit der dargestellten Lust am Schauen und sich Einsaugen lassen in die Welt der Chinephilie gerade für Filmliebhaber*innen den Wunsch, gleich alle angesprochenen Filme selbst noch einmal im Kino zu sehen.
Welche Filmzitate gibt es in The Dreamers/Die Träumer zu entdecken?
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ERDBEER UND SCHOKOLADE
FRESA Y CHOCOLATE

Einer der Klassiker für das nun schon 25 Jahre alte Festival CUBA IM FILM ist der allseits beliebte Film Erdbeer und Schokolade von Regisseur Juan Carlos aus dem Jahr 1993. Im letzten Jahr fand das Jubiläum des Festivals coronabedingt mit weniger Feierlichkeit, aber trotzdem mit viel Enthusiasmus im Oktober statt. Auch in diesem Jahr wird es im Oktober wieder eine Ausgabe CUBA IM FILM geben. Diesmal wird das Festival zurückblicken, und zwar auf das Werk des am 18. Januar 2021 verstorbenen Regisseurs Juan Carlos Tabío und es wird ihm eine vollumfängliche Retrospektive gewidmet.
Tabío galt als einer der wichtigsten Regisseure der mittleren Generation der kubanischen Filmschaffenden. Bekannt wurde er als Co-Regisseur von Tomas Gutierrez Aleas 1993 mit dem silbernen Bären ausgezeichnetem Film Fresa y chocolate – Erdbeer und Schokolade. Tabío war von Anfang an auf dem Festival mit seinen Filmen präsent. In den folgenden Jahren zeichnete er sich durch seine bissigen Satiren und Komödien aus, die nicht nur in Kuba, sondern vor allem auch in Europa ein begeistertes Publikum fanden. Zugleich beeinflusste er eine ganze Generation von jungen Filmemacher*innen in Kuba. Seine Filme waren immer ein Spiegel der Entwicklung der kubanischen Gesellschaft.
Der Film Fresa y chocolate – Erdbeer und Schokolade handelt von einer außergewöhnlichen Männerfreundschaft zwischen dem Künstler Diego (Jorge Perugorría) und dem staatskonformen Studenten David (Vladimir Cruz). Kein Wunder, dass David dem Annäherungsversuch des den Männern zugeneigten Künstlers mit Denunziation begegnet. Doch während sein Auftrag die Bespitzelung des Exoten ist, entwickelt sich im Laufe der Zeit in David eine neue Offenheit für Andersartigkeit, denn der selbstbewusste Diego weiß seinen Standpunkt durchaus überzeugend zu vermitteln. Jeder in Kuba hat das Recht, in Frieden zu leben, gibt David gegen Ende des Films zu. Worauf Diego kontert: Die Revolution braucht mehr Militante wie dich.
Ein Appell für Freundschaft und Toleranz!
In diesem Sinne freuen Sie sich auf den Oktober mit vielen spannenden Filmen von Juan Carlos Tabío bei CUBA IM FILM.

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